Betriebliche Altersvorsorge übersichtlich erklärt

Betriebliche Altersvorsorge übersichtlich erklärt

7 min Lesezeit  |  Aktualisiert am: 29. August 2024

Das Wichtigste in Kürze

  • Die betriebliche Altersvorsorge (bAV) wird immer wichtiger, da die Rentenlücke größer wird. Mit der bAV sparst du Steuern und Sozialabgaben durch Entgeltumwandlung.
  • Seit 2019 sind Arbeitgeber verpflichtet, 15 % des umgewandelten Beitrags zur bAV beizusteuern. Das macht die bAV noch attraktiver und sorgt für zusätzliche Sicherheit.
  • Bei einem Jobwechsel kannst du deine bAV-Anwartschaften übertragen oder ruhen lassen. Falls du öfter den Job wechselst, könnten alternative Vorsorgeformen sinnvoller sein.

Wie kannst du dich mit einer betrieblichen Altersvorsorge im Alter finanziell absichern?

In diesem Artikel erfährst du, wie du durch die betriebliche Altersvorsorge dein Einkommen im Ruhestand sicherst und dabei gleichzeitig Steuervorteile nutzt. Wir führen dich durch die wichtigsten Punkte.

Grundlagen der betrieblichen Altersvorsorge

Die betriebliche Altersvorsorge (bAV) ist ein zentraler Baustein für den Aufbau einer Zusatzrente neben der gesetzlichen Rente.

Sie bietet finanzielle Sicherheit im Alter, bei Invalidität oder für Hinterbliebene und wird vom Arbeitgeber organisiert.

Was bedeutet die bAV für dich als Arbeitnehmer?

Mit der betrieblichen Altersvorsorge kannst du zusätzlich zur gesetzlichen Rente eine Betriebsrente aufbauen. Das hilft dir, auch im Alter deinen gewohnten Lebensstandard zu halten.

Gerade wenn du mit einer niedrigen gesetzlichen Rente rechnen musst, ist die bAV eine wertvolle Ergänzung.

Die Rolle deines Arbeitgebers bei der bAV

Dein Arbeitgeber spielt eine wichtige Rolle bei der Umsetzung der betrieblichen Altersvorsorge. Er wählt das Modell und den Anbieter aus.

Die bAV kann über verschiedene Wege wie Pensionskasse, Direktversicherung oder Pensionsfonds umgesetzt werden.

Zusätzlich kann die bAV das Unternehmen attraktiver machen, denn sie hilft, qualifizierte Mitarbeiter zu binden und ihre Motivation zu steigern.

Vorteile und Anreize der betrieblichen Altersvorsorge

Die betriebliche Altersvorsorge bietet dir viele Vorteile:

  • Dein Arbeitgeber spart Steuern, da die Beiträge als Betriebsausgaben absetzbar sind.
  • Wenn der Arbeitgeber die Sozialversicherungsersparnis als Zuschuss weitergibt, wird die bAV noch attraktiver.
  • Du kannst selbst entscheiden, wie viel von deinem Bruttogehalt du in die bAV investieren möchtest.
  • Außerdem genießt du eine hohe Sicherheit und kannst die bAV mit weiteren Leistungen wie einer Berufsunfähigkeitsversicherung kombinieren.

Steuervorteile und Ersparnisse bei der Sozialversicherung

Die Steuervorteile und Ersparnisse bei den Sozialabgaben sind erheblich. Beiträge zur bAV sind bis zu einer bestimmten Höchstgrenze steuerfrei.

Ein Teil der Beiträge ist auch sozialabgabenfrei, was deine Einzahlungen noch günstiger macht.

Zusätzliche Absicherung bei Invalidität und im Todesfall

Neben der Altersrente bietet die bAV auch Schutz bei Invalidität und Tod.

Du kannst deine bAV mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung ergänzen, die dich bei Berufsunfähigkeit finanziell absichert.

Auch Rentenleistungen für Hinterbliebene können in die bAV integriert werden, um deine Familie abzusichern.

Formen der betrieblichen Altersvorsorge

Es gibt verschiedene Wege, wie die bAV umgesetzt werden kann.

Dein Arbeitgeber kann zwischen fünf klassischen Durchführungswegen und Sozialpartnermodellen wählen:

  • Direktzusage
  • Unterstützungskasse
  • Pensionsfonds
  • Pensionskasse
  • Direktversicherung

Jeder Weg hat eigene Regelungen und bietet verschiedene Leistungen, die auf die Bedürfnisse von dir und deinem Unternehmen zugeschnitten sind.

Direktzusage

Die Direktzusage, auch als Pensionszusage bekannt, ist ein Modell der betrieblichen Altersvorsorge, bei dem der Arbeitgeber direkt eine Rentenleistung verspricht.

Hierbei handelt es sich um eine Zusage des Arbeitgebers, dem Arbeitnehmer im Alter, bei Invalidität oder im Todesfall eine betriebliche Rente zu zahlen.

Wie funktioniert die Direktzusage?

Bei der Direktzusage legt der Arbeitgeber keine Gelder bei einem externen Versicherer an, sondern bildet Rückstellungen in der eigenen Bilanz, um die zukünftigen Rentenzahlungen zu finanzieren.

Die Rentenleistung wird also direkt aus dem Betriebsvermögen des Unternehmens gezahlt, sobald der Mitarbeiter in den Ruhestand geht.

Vorteile:

  • Flexibilität für den Arbeitgeber: Die Rentenhöhe und -bedingungen können individuell gestaltet werden.
  • Steuervorteile: Der Arbeitgeber kann Rückstellungen steuerlich geltend machen.

Nachteile:

  • Risiko für den Arbeitnehmer: Im Falle einer Insolvenz des Arbeitgebers könnte die Rentenzahlung gefährdet sein, wobei der Pensionssicherungsverein (PSV) in Deutschland in solchen Fällen einspringt.
  • Finanzielle Belastung für den Arbeitgeber: Der Arbeitgeber muss die zukünftigen Renten aus eigenen Mitteln finanzieren.

Unterstützungskasse

Die Unterstützungskasse ist eine rechtlich eigenständige Versorgungseinrichtung, die von einem oder mehreren Unternehmen gegründet wird.

Sie dient dazu, die betriebliche Altersvorsorge für Arbeitnehmer zu finanzieren.

Wie funktioniert die Unterstützungskasse?

Der Arbeitgeber zahlt regelmäßig Beiträge an die Unterstützungskasse, die diese Gelder verwaltet und investiert.

Die Unterstützungskasse zahlt später die zugesagten Leistungen (z.B. eine Betriebsrente) an die Arbeitnehmer aus. Dabei hat sie große Freiheit bei der Wahl der Investitionen, z. B. in Wertpapiere, Immobilien oder andere Anlageformen.

Vorteile:

  • Hohe Flexibilität: Die Unterstützungskasse kann in verschiedene Anlageformen investieren, was potenziell höhere Renditen ermöglicht.
  • Steuervorteile: Arbeitgeberbeiträge an die Unterstützungskasse sind steuerfrei.

Nachteile:

  • Komplexe Verwaltung: Die Gründung und Verwaltung einer Unterstützungskasse kann aufwändig sein.
  • Risiko der Kapitalanlage: Die Rendite der Unterstützungskasse hängt stark von der Anlagestrategie ab, was zu Schwankungen in der Höhe der späteren Rentenzahlungen führen kann.

Pensionsfonds

Ein Pensionsfonds ist eine eigenständige, rechtlich unabhängige Versorgungseinrichtung, die Beiträge von Arbeitgebern und Arbeitnehmern sammelt und diese Gelder am Kapitalmarkt anlegt, um daraus Rentenleistungen zu finanzieren.

Wie funktioniert der Pensionsfonds?

Der Pensionsfonds investiert die gesammelten Beiträge in verschiedene Kapitalmarktprodukte mit dem Ziel, hohe Renditen zu erzielen.

Im Gegensatz zu anderen Durchführungswegen wie der Direktversicherung oder Pensionskasse bietet der Pensionsfonds mehr Flexibilität bei der Anlage der Gelder, was jedoch auch ein höheres Risiko mit sich bringt.

Vorteile:

  • Potenzial für hohe Renditen: Durch die Investition am Kapitalmarkt können Pensionsfonds höhere Erträge erwirtschaften.
  • Flexible Anlagestrategien: Pensionsfonds haben die Freiheit, in eine Vielzahl von Anlageformen zu investieren.

Nachteile:

  • Keine garantierte Rentenhöhe: Die Höhe der späteren Rentenleistung hängt von der Entwicklung der Kapitalmärkte ab und kann schwanken.
  • Höheres Risiko: Da die Erträge nicht garantiert sind, besteht ein größeres Risiko für den Arbeitnehmer.

Pensionskasse

Die Pensionskasse ist eine rechtlich selbstständige Versorgungseinrichtung, die für die betriebliche Altersvorsorge genutzt wird.

Sie ist in der Regel als Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit oder als Aktiengesellschaft organisiert und unterliegt der Aufsicht durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin).

Wie funktioniert die Pensionskasse?

Arbeitgeber und Arbeitnehmer zahlen regelmäßig Beiträge in die Pensionskasse ein. Diese Beiträge werden von der Pensionskasse verwaltet und investiert, um daraus später Rentenleistungen für die Arbeitnehmer zu finanzieren.

Im Gegensatz zu Pensionsfonds bieten Pensionskassen in der Regel eine garantierte Mindestrente, was eine gewisse Sicherheit für den Arbeitnehmer bedeutet.

Vorteile:

  • Garantierte Rentenleistungen: Die Pensionskasse bietet in der Regel eine festgelegte Mindestrente, was Planungssicherheit schafft.
  • Aufsicht durch die BaFin: Die Pensionskasse unterliegt der staatlichen Aufsicht, was zusätzliche Sicherheit bietet.

Nachteile:

  • Begrenztes Renditepotenzial: Aufgrund der konservativen Anlagestrategien ist das Renditepotenzial meist geringer als bei Pensionsfonds.
  • Weniger Flexibilität: Die Pensionskasse hat in der Regel weniger Freiheiten bei der Wahl der Anlageformen.

Direktversicherung

Die Direktversicherung ist ein Vertrag zwischen dem Arbeitgeber und einem Versicherungsunternehmen, der zugunsten des Arbeitnehmers abgeschlossen wird.

Es handelt sich dabei um eine Lebensversicherung oder Rentenversicherung, die zur betrieblichen Altersvorsorge dient.

Wie funktioniert die Direktversicherung?

Der Arbeitgeber schließt eine Versicherungspolice für den Arbeitnehmer ab und zahlt regelmäßig Beiträge in diese Versicherung ein.

Diese Beiträge können sowohl vom Arbeitgeber als auch vom Arbeitnehmer (über Entgeltumwandlung) finanziert werden. Zum Renteneintritt erhält der Arbeitnehmer dann eine lebenslange Rente oder eine einmalige Kapitalauszahlung.

Vorteile:

  • Einfache Verwaltung: Die Direktversicherung ist einfach einzurichten und zu verwalten.
  • Garantierte Leistungen: Die Direktversicherung bietet in der Regel garantierte Renten- oder Kapitalleistungen.

Nachteile:

  • Begrenzte Renditen: Aufgrund der konservativen Anlagepolitik bieten Direktversicherungen meist geringere Renditen.
  • Nachgelagerte Besteuerung: Die Rentenleistungen werden im Alter versteuert.

Entgeltumwandlung: Der Grundstein der bAV

Die Entgeltumwandlung ist ein wichtiger Teil der bAV. Sie ermöglicht es dir, einen Teil deines Bruttogehalts steuer- und sozialabgabenfrei in die bAV einzuzahlen.

Dadurch sinkt dein zu versteuerndes Einkommen, und du sparst Steuern und Sozialabgaben.


Wie funktioniert die Entgeltumwandlung?

Bei der Entgeltumwandlung wird ein Teil deines Gehalts vor Abzug von Steuern und Sozialabgaben in die Altersvorsorge eingezahlt.

Das reduziert dein zu versteuerndes Einkommen und senkt deine Sozialabgaben.

Dadurch kannst du auf einfache Weise für das Alter vorsorgen und gleichzeitig Steuern sparen.

Dein Anspruch auf Entgeltumwandlung

Als Arbeitnehmer hast du einen gesetzlichen Anspruch auf Entgeltumwandlung. Das bedeutet, dass du einen Teil deines Lohns oder Gehalts in die bAV investieren kannst.

Dieser Anspruch gilt bis zu 8 % der Beitragsbemessungsgrenze der Rentenversicherung und steht auch geringfügig Beschäftigten zu.

Beispielrechnung zur Entgeltumwandlung

Hier ein Beispiel, wie sich die Entgeltumwandlung für dich auszahlen kann:

  • Monatliches Bruttoeinkommen: 3.150 Euro
  • Umwandlungsbetrag: 184 Euro
  • Nettoeinzahlung in die bAV: 100 Euro
  • Ersparnis an Sozialabgaben und Steuern: 84 Euro

Durch die Entgeltumwandlung kannst du also 84 Euro pro Monat sparen und gleichzeitig für dein Alter vorsorgen.

Der Arbeitgeberzuschuss in der bAV

Seit 2019 sind Arbeitgeber verpflichtet, 15 % des umgewandelten Beitrags zur bAV beizusteuern. Diese Regelung gilt seit 2022 auch für ältere Verträge.

Der Zuschuss verbessert deine Altersabsicherung und kann zum Beispiel zusätzliche Risiken wie Berufsunfähigkeit abdecken.

Wie wird der Arbeitgeberzuschuss berechnet?

Der Arbeitgeberzuschuss kann entweder als pauschaler Betrag von 15 % des umgewandelten Entgelts gezahlt oder ‘spitz’ berechnet werden, falls die tatsächliche Ersparnis bei den Sozialabgaben niedriger ausfällt.

Wichtig ist, dass der Zuschuss korrekt berechnet wird, damit du alle Vorteile der bAV nutzen kannst.

Was passiert mit deiner Betriebsrente, wenn du in Rente gehst?

Wenn du in den Ruhestand gehst, hast du bei deiner Betriebsrente verschiedene Auszahlungsoptionen:

  • monatliche Rentenleistung
  • einmalige Kapitalauszahlung
  • Teilkapitalisierung
  • Ratenzahlung

Wie wird die Betriebsrente ausgezahlt?

Bei der monatlichen Rentenleistung, der häufigsten Auszahlungsform, erhältst du jeden Monat einen festen Betrag.

Alternativ kannst du dich für eine einmalige Auszahlung des angesparten Kapitals entscheiden.

Bei der Teilkapitalisierung erhältst du einen Teil als Einmalzahlung, während der Rest als monatliche Rente ausgezahlt wird.

Eine Ratenzahlung verteilt das Kapital über einen bestimmten Zeitraum.

Besteuerung der Betriebsrente

Die Betriebsrente wird im Alter als Zusatzeinkommen versteuert. Hierbei können Freibeträge und die gewählte Auszahlungsform die Steuerlast beeinflussen. Beachte dabei:

  • Der Versorgungsfreibetrag für Betriebsrenten wird seit 2006 jährlich reduziert und bleibt ab dem Jahr des Renteneintritts konstant.
  • Du erhältst einen Werbungskosten-Pauschbetrag von 102 Euro.
  • Ehepaare mit eigenen Versorgungsbezügen erhalten individuelle Freibeträge.

Was passiert mit deiner bAV bei einem Jobwechsel?

Ein Jobwechsel kann deine betriebliche Altersvorsorge beeinflussen.

Die Unverfallbarkeit von Betriebsrentenansprüchen tritt ein, wenn du bei Ausscheiden aus der Firma mindestens 21 Jahre alt bist und die Zusage drei Jahre bestand.

Wie kannst du deine bAV-Anwartschaften übertragen?

Bei einem Jobwechsel kannst du mit deinem neuen Arbeitgeber vereinbaren, dass deine bAV weitergeführt wird.

Falls das nicht möglich ist, kannst du den Vertrag ruhen lassen oder privat aus deinem Nettogehalt weiterzahlen.

Besonders bei häufigem Jobwechsel können alternative Vorsorgeformen wie Riester-Verträge oder ETF-Sparpläne sinnvoller sein, um Nachteile durch mehrere Verträge und Abschlusskosten zu vermeiden.

Fazit

Die betriebliche Altersvorsorge ist ein wertvolles Instrument, um im Alter finanziell abgesichert zu sein.

Sie ergänzt die gesetzliche Rente und bietet Flexibilität durch verschiedene Durchführungswege und Auszahlungsoptionen.

Besonders wichtig ist es, sich frühzeitig zu informieren und die richtigen Entscheidungen zu treffen, um optimal von den Vorteilen der bAV zu profitieren.